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Reise durch Osteuropa / Part 3

Aktualisiert: 20. Nov.

Part 3 / Wien

Zwischen alten Künstlern


In der Nacht liefen wir noch durch die Stadt, vorbei an der Stephanskirche und dem Albertina. Im Gegensatz zu Budapest war es hier angenehm kühl und wir waren froh, endlich angekommen zu sein.

Die Tage in Wien verbrachten wir hauptsächlich damit, Gebäude und Staturen zu zeichnen, zu lesen, in Kunstmuseen zu gehen oder einfach durch d

ie Stadt zu spazieren. Wir beide hatten unsere Freunde dort, die wir besuchen konnten. Es tat gut, unsere soziale Batterie wieder aufladen zu können, da wir uns in einem so ruhigen Umfeld befanden. In unseren Leben änderte sich gerade so viel und es war gut diese Tage zu haben, in denen man einfach, weit weg von allem, darüber nachdenken konnte. Ich musste immer noch verarbeiten, dass meine Segelreise nicht stattgefunden hatte und das, was ich in meiner Zeit auf dem Segelschiff über Menschen gelernt hatte. Es war so seltsam, diesem Plan, dem ich so lange gefolgt war, einfach wegzuwerfen, um einem ganz neuen Weg zu folgen. Doch irgendwo war mir bewusst, dass es die einzig richtige Entscheidung war. Es hatte mich mehr Mut gekostet, mir einzugestehen, dass ich damit in die Irre lief, als es blind durchzuziehen. Wir beide hatten mit unseren Gedanken zu kämpfen und wie die meisten in unserem Alter mit diesem wackeligen Gefühl, dass das Leben in alle möglichen Richtungen bringen konnte.

So viele Jahre hatte man in der Schule verbracht, doch wenn man darüber nachdenkt, hat man kaum etwas gelernt. Natürlich, lesen, schreiben und rechnen aber darüber hinaus? Ein gewaltiger Teil von Schule war für mich immer ein unangenehmer sozialer Druck gewesen und Autoritätspersonen, die einen immer von dem zurückhielten, in dem man eigentlich gut war und zudem den Selbswert erniedrigten. Natürlich war dies nicht bei all meinen Lehrern der Fall, doch wie viele meiner Mathelerer hatten mir schon geraten die Schule abzubrechen?

Die Schule hatte mir persönlich nichts über das wahre Leben beigebracht, aufgenommen den Leistungsdruck vielleicht. Aber all die Sachen wie Wohnungssuche, Sprachen, Kulturen, Finanzen und Psychische Themen hatte ich entweder durch meine eigenen Reisen oder durch meine Freunde gelernt. Niemand hatte mich darauf vorbereitet, was ich nach meinem Leben für Möglichkeiten hatte, ausgenommen Lehrer, Anwalt oder Arzt zu werden.

Wenn ich an all das denke, dann ist es kein Rätsel für mich, dass so viele Menschen in meiner Generation in ein solches Loch fallen, wenn sie die Schule beenden und ihnen plötzlich dieser streng geregelte Alltag wegbricht. Plötzlich steht man da, mit einem Zettel voller Zahlen in der Hand und wird in eine Dunkelheit geschickt, mit dem Gefühl damit völlig allein zu sein. Sooft wird einem in diesem Alter vermittelt, man müsse einen Plan für sein Leben haben. Mit all diesen Fragen, die einen solchen Druck verursachen. „Und, was machst du nach der Schule?“ „Wo willst du studieren?“ Dazu immer diese Erwartung man müsse studieren, wenn man Abitur gemacht hatte.

Ich hatte aufs eine Art und Weise immer das Glück, dass ich eine Antwort auf solche Fragen hatte. „Weltreise.“ Dann waren die meisten Leute einfach Still.

Nun verstand ich auf einer ganz anderen Ebene nocheinmal, wie verloren man sich fühlte, wenn man nach dem Abschluss keine Ahnung vom Leben hatte und realisierte, dass es diese Art eines „Plans“ gar nicht gibt, da das Leben einem kaum Pausen gibt.


In der Zeit in Wien hatten wir kaum soziale Batterie mehr übrig, um viele neue Leute kennenzulernen. Das stellten wir auch fest, als wir nach vier Tagen wieder weitertranpen wollten. Als auch nach eineinhalb Stunden niemand anhielt, waren wir so fertig, dass wir es aufgaben, zurück in die Innenstadt fuhren und uns in einen Park setzten. Es war noch recht früher Mittag und dieser Tag wurde sehr intensiv. Bis zu Abend blieben wir in diesem Park, sahen den Menschen zu, zeichneten, lasen und dachten darüber nach wo wir als nächstes hin wollten und vor allem wie. Es spiegelte unseren generellen Stand im Leben wohl ganz gut wieder und irgendwo gewöhnten wir uns an diesen Lebensstil.

Schließlich entschieden wir uns dafür mit einem Nachtbus nach Krakau zu fahren, buchten unsere Tickets und putzen uns im Park die Zähne, bevor wir zum Busbahnhof liefen und die Nacht im Flixbus verbrachten. Wie bei den meisten Busfahrten waren die Leute sehr suspekt und wir hofften einfach nur, dass wir es mit unseren Rucksäcken in die polnische Stadt schafften. Mitten in der Nacht vertrieb eine Frau Wieland von seinem Sitzplatz und als wir um sechs Uhr morgens Krakau erreichten, verpassten wir fast unseren Halt.



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