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Reise durch Osteuropa / Part 4

Aktualisiert: 20. Nov.

Part 4 / Krakau

Wie wir wieder auf der Straße landeten


Jedesmal, wenn ich bisher in Polen war, wurde ich von mindestens einer alten Frau angepöbelt. Diesmal war es direkt am Bahnhof, als Wieland noch auf Toilette war. Ich hatte kaum geschlafen, war noch vollkommen verwirrt vom vorherigen Tag und verstand nicht, was ihr Problem war. Also pöbelte ich in Deutsch zurück, was immer aggressiver klang, als es letztlich gemeint war.


Mit Polen war ich nie wirklich warm geworden, weswegen ich vielleicht etwas voreingenommen für Krakau war. Für Wieland und mich war an diesem Morgen unser erster Stopp der Stadtpark, in dem wir uns direkt sehr gut fühlten. Parks hatten etwas eigenes, vor allem so früh morgens und mit unseren Outfits und dicken Rucksäcken fielen wie auch nicht auf. Nur die Polizei blieb einmal kurz vor Wieland stehen und musterte ihn wortlos, bevor sie weitergingen.

Wir buchten das günstigste Hostel, was wir fanden. Es hatte ein Bild von einem Schlösschen und die Zimmer sahen in Ordnung aus. Als wir jedoch vor dem angezeigten Gebäude standen, war es jedoch nur die Aussicht von unserem Hostel, das in einem abgeranzten Haus gegenüber lag. Wir konnten es trotz angegebener Öffnungszeit um elf nicht betreten, weswegen wir in einem alternativen Café sehr günstig frühstückten und dort bis vierzehn Uhr warteten, bis wir endlich einchecken konnten.

Die Frau am Empfang war so schlecht gelaunt, dass sie mir fast schon leid tat und sie konnte nur russisch sprechen. Sie zeigte uns die Zimmer und wir waren froh endlich unsere Rucksäcke loszuwerden.

Dann liefen wir durch die Stadt und zogen unser altbekanntes Programm durch; lesen, zeichnen und spazieren. Als ich ein Aquarell Bild von einer griechischen Landschaft malte, hörte ich wie jemand hinter mir einen Namen rief und im nächsten Moment stand ein kleines Mädchen hinter mir und sah mir über die Schulter. Eine Weile beobachtete sie bloß, dann drehte ich mich zu ihr um uns sie sagte: „Very beautiful.“ Mit einem bezaubernden Lächeln im Gesicht.

Ihr Vater stand hinter ihr und hielt sie fest. Ich schenkte ihr eine meiner fertigen Postkarten und sie sang mir zum Dank ein Lied. Sie sah noch ein bisschen zu, dann drehte sie sich um und rannte zu ihrer Familie. Ich sah noch, wie sie lächelnd die Malerei herum zeigte und konnte den restlichen Nachmittag nicht mehr aufhören zu lächeln. Vielleicht war es genau das, was mir am meisten Freude bereitete, wenn ich draußen malte und wie ehrlich und leicht zu begeistern Kinder mit Kunst waren.

Am Abend gingen wir auf das Maultaschen-Festival, das an diesem Wochenende in Krakau stattfand. Danach liefen wir wieder zu unserem ultra suspekten Hostel, in dem die Frau von der Rezeption anscheinend auch zu Leben schien, jedenfalls kochte sie dort ebenfalls, duschte und schien in einem der Zimmer zu schlafen. Sie war auch die einzige, die dort arbeitete und als wir die Google-Rezensionen lasen, waren wir etwas verstört.

Die Nacht in dem Hostel war in Ordnung, auch wenn man die Zimmer nicht abschließen konnte und sie mitten in der Nacht reinkam und lautstark mit jemadem sprach. Ich war so durch von der Busfahrt, dass ich es kaum beachtete und bis zum Morgen durchschlief.

Als wir aufstanden und frühstückten, trafen wir zwei Mädchen, die ein ähnliches Problem hatten wie wir am Morgen zuvor. Wir halfen ihnen mit ihrem Gepäck, da die Frau an der Rezeption unauffindbar war. Als sie dann endlich auftauchte und wir sie fragten, um man noch einen Tag verlängern konnte, antwortete sie uns mit Google Übersetzter, dass das kein Problem sei, wir nur das Zimmer mir der guten Aussicht wechseln sollten und unser Gepäck in einer Abstellkammer abstellen sollten. Schon das kam uns seltsam vor, doch wir hatten bereits so viel hinter uns, dass wir es nicht mehr so intensiv hinterfragten.

Nachdem wir so viel Zeit verschwendet hatten auf die Frau zu warten, konnten wir endlich wieder in die Stadt und liefen ins jüdische Viertel. Überall waren kleine Boutiquen, Bars und Cafés und wir freuten uns diesen weiteren Tag in Krakau zu haben.

Als wir am Abend ins Hostel zurückkehrten, kochten wir, da die Frau wieder nicht da war. In der Küche saß ein älterer Mann, der mehrere Alkoholflaschen leerte und immer wieder anzügliche Bemerkungen Wieland und mir gegenüber machte. Wir beteten nicht mit ihm auf einem Zimmer schlafen zu müssen, doch als die Frauen endlich wieder auftauchte, verkündete, sie uns, dass sie Überbucht war und wir doch nicht bleiben konnten. Um 18 Uhr. Wieland versuchte noch mit ihr zu reden und eine andere Frau half ihm auf russisch zu übersetzten, doch wir wurden einfach vor die Tür gesetzt. Wir riefen noch „Kurwa!“, dann saßen wir wieder in einem Park und mussten über unsere nächsten Schritt nachdenken. Es endete immer wieder in den Parks.

Die Busse und Züge waren so spontan recht teuer, doch wir fanden ein gutes Bla Bla Car Angebot, welches wir buchten. Die junge Frau, die dort ihren Account hatte, kam aus der Ukraine und fuhr bis nach Dresden durch, doch wir sollten sie Bar bezahlen. Das stellte sich für uns als ein bisschen schwierig heraus, da war nur noch vierzig Euro in Bar dabei hatten, die Fahrt fünfzig kostete und unsere Karten bei den polnischen Geldautomaten nicht akzeptiert wurden.

Wieland und ich trennten uns und ich versuchte diverse Automaten zu benutzen, alles

vergebens. Die Leute, die ich um Hilfe bat, waren zum größtenteils sehr unhöflich und sahen mich nur verächlich an oder ignorierten mich. Nur am Bahnhof waren sie netter und versuchten uns zu helfen, doch es klappte nicht. Wir fuhren also mit dem Zug zum Flughafen, vor wir abgeholt werden sollten und liefen zu einer nahen Tankstelle, wo wir unser Problem erklären wollten.

Doch statt der Frau auf dem Profilbild, saß ein alter Mann in dem Auto, der kaum englisch, dafür aber spanisch sprach. Nur Wieland konnte sich mit ihm unterhalten und er bot uns an, das wir das restliche Geld an einem Automaten in Deutschland abheben konnten. Es war alles sehr seltsam, denn anscheinend war dieser Mann aus einer ukrainischen Stadt, trotz des Krieges ausgereist und er nutzte sowohl den Bla Bla Car, als auch WhatsApp Account einer jungen Frau, mit der er während der Fahrt auch auf ukranisch telefonierte. Als wir um drei Uhr Nachts an einer deutschen Tankstelle in Dresden ankamen, war dort kein Geldautomat zu sehen. Ich machte mich auf die Suche nach einem und Wieland blieb mit dem Mann zurück.

Doch jeder Automat hatte zu dieser Zeit geschlossen, also kehrte ich ohne die fehlenden Zehn Euro zurück. Als Wieland ihm auf Spanisch erklärte was los war, schien er kurzeitig leicht aggressiv zu werden, doch als ich ihm zu den vierzig Euro zehn Pounds anbot, schien er es mit Humor zu nehmen und fuhr davon.

Wieland und ich sahen uns an, völlig fertig. Wir fuhren mit dem Bus zum Stadtrand, wo das Ferienhaus von Wieland Familie war und zu dem wir noch hochlaufen mussten. Völlig fertig und klebrig von dem Aufstieg, kamen wir um fünf Uhr Morgens bei an. Im Sonnenaufgang lag es dort vor uns, schien mit seinen Farben an die Toskana zu erinnern. Wir stiegen nach oben und schliefen sofort ein.

In Dresden blieben wir die restlichen Tage, bevor wir uns wieder trennten und hatten endlich Ruhe, um alles zu verarbeiten. Es war eine lange Reise .



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